21 January, 2014

ah poetry slams, ich vermisse sie schon so


Eines Tages, Baby,
da werden wir alt sein,
Ohh, Baby werden wir alt sein,
Und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können.

Ich
Ich bin der Meister der Streiche, wenns um Selbstbetrug geht,
bin ein Kleinkind vom feinsten wenn ich vor aufgaben steh.
Bin ein entschleunigtes Teilchen,
kann auf keinsten was reissen, lass mich begeistern für Leichtsinn wenn ein andrer ihn lebt.

Und ich denke zuviel nach.
Ich warte zuviel ab.
Ich nehme mir zu viel vor und ich mach davon zu wenig,
Ich halt mich zu oft zurück,
ich Zweifel alles an, ich wäre gerne klug - allein das ist ziemlich dämlich.
Ich würd gern sovieles sagen,
aber bleibe meistens still, weil wenn ich das alles sagen würde wär das viel zu viel,
Ich würd gern sovieles tun, meine Liste is so lang aber ich werd eh nie alles schaffen,
also fang ich gar nicht an.

Stattdessen häng ich planlos vorm Smartphone,
wart bloß auf den nächsten Freitag
nnnach! das mach ich später - die Baseline meines Alltags.
Ich bin so furchtbar faul wie ein Kieselstein am Meeresgrund,
ich bin so furchtbar faul und mein Patronus ist ein Schweinehund.
Und mein Leben ist ein Wartezimmer - niemand ruft mich auf.
Mein Dopamin das spar ich immer, falls ich es mal brauche
und eines Tages, Baby,
da werde ich alt sein,
Ohh, Baby werde ich alt sein
und an all die Geschichten denken, die ich hätte erzählen können.

Und du?
Du murmelst jedes Jahr neu an Silvester die wiedergleichen Vorsätze treu in dein Sektglas
und ende Dezember stellst du fest, dass du recht hast wenn du sagst, dass du sie dieses Jahr schonwieder vercheckt hast.
Dabei sollte für dich 2013 das erste Jahr vom Rest deines Lebens werden,
du wolltest abnehmen,
früher aufstehen,
öfter rausgehen mal deine Träume angehen,
mal die Tagesschau sehn, für mehr Smalltalk, Allgemeinwissen aber,
So wie jedes Jahr obwohl du nicht damit gerechnet hast kam dir mal wieder dieser Alltag dazwischen.

Unser Leben, ist ein Wartezimmer niemand ruft uns auf,
unser Dopamin das sparn wir immer falls wirs nochmal brauchen
und wir sind jung und haben viel zeit,
warum solln wir was riskiern
wir wolln doch keine Fehler machen, wolln doch nichts verlieren
und es bleibt so viel zu tun.
Unsere Listen bleiben lang,
und so geht Tag für Tag ganz still ins unbekannte Land.


Und eines Tages, Baby,
da werden wir alt sein,
Ohh, Baby werden wir alt sein,
Und an all die Geschichten denken, die wir hätten erzählen können.
Und die Geschichten die wir dann stattdessen erzählen werden traurige Konjunktive sein wie:
Einmal, bin ich fast einen Marathon gelaufen
und hätte fast die Buddenbrooks gelesen
und einmal wär ich fast bis die Wolken wieder Lila warn noch wach geblieben
und fast, fast hätten wir uns mal demaskiert und hätten gesehen wir sind die gleichen und dann hätten wir uns fast gesagt wie viel wir uns bedeuten
- Werden wir sagen

Und das wir bloß Faul und Feige waren, werden wir verschweigen
und uns heimlich wünschen noch ein bisschen hier zu bleiben
wenn wir dann alt sind und unsere tage knapp - und das wird sowieso passieren - dann erst werden wir kapieren,
wir hatten nie was zu verlieren
denn das Leben, das wir führen wollen, das könn wir selber wählen, also
lass uns doch Geschichten schreiben, die wir später gern erzählen,
lass uns nachts lange wachbleiben, aufs höchste Hausdach der Stadt steigen, lachend und vom Takt frei die aller tollsten Lieder singen.
lass uns Feste wie Konfetti schmeißen, sehn wie sie zu Boden reisen und die gefallnen Feste feiern bis die Wolken wieder lila sind.
Und lass mal an uns selber glauben,
is mir egal ob das verrückt ist und wer genau kuckt sieht, das Mut auch bloß ein Anagramm von Glück ist.
Und werimmer wir auch waren,
lass mal werden wer wir sein wolln.
Wir haben schon viel zu lang gewartet, lass mal Dopamin vergolden
Der Sinn des Lebens ist leben. - Das hat schon Casper gesagt
Let’s make the most of the Night - Das hat echo Ke$ha gesagt
lass uns möglichst viele Fehler machen
und möglichst viel aus ihnen lernen
lass uns jetzt schon gutes sähen, damit wir später gutes ernten.
lass uns alles tun weil wir können und nicht müssen
Weil jetzt sind wir jung und lebendig und das soll ruhig jeder wissen
und
unsre Zeit die geht vorbei
das wird sowieso passieren
und bis dahin sind wir frei
und es gibt nichts zu verlieren
lass uns uns mal demaskieren und dann sehn wir sind die gleichen und dann könn wir uns ruhig sagen, das wir uns viel bedeuten
denn das leben was wir führen wollen, das können wir selber wählen.

Also: Los
Schreiben wir Geschichten die wir später gern erzählen
Und eines Tages, Baby,
da werden wir alt sein,
Ohh, Baby werden wir alt sein,
Und an all die Geschichten denken, die für immer unsre sind.

No comments: